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Ein Fest für Elvira Loibl.

Jährlich zum Internationalen Frauentag nominieren die Grünen Leopoldstadt die „Frau des Jahres“. 2016 ging der mit 1.100 Euro dotierte Preis an die Sozialarbeiterin Elvira Loibl.

Am 8. März luden die zur Ehrung der „Frau des Jahres“ ins . Heuer fiel die Wahl auf Elvira Loibl, die sich seit Jahren für wohnungslose Frauen einsetzt. Gemeinsam mit ihrem Team engagiert sie sich für die Anliegen und Bedürfnisse jener Frauen, die ohne Rückzugsort sind und manchmal mit psychischen Problemen oder Suchtabhängigkeiten zu kämpfen haben. Durch den Abend führte Uschi Lichtenegger, stellvertretende Bezirksvorsteherin der Leopoldstadt. Tini Trampler und die Playbackdolls sorgten für die musikalische Umrahmung.

14 Jahre „Frau des Jahres“.
In ihrer Begrüßungsansprache lässt Uschi Lichtenegger die Geschichte des Preises Revue passieren, der heuer bereits zum 14. Mal verliehen wurde. Anlass für die erste Nominierung war der unter der schwarz-blauen Regierung ins Leben gerufene „Männer-Award“. Die Grünen aus der Leopoldstadt wollten dem einen „Frauen-Award“ entgegensetzen. „Stellvertretend für die zahlreichen Frauen, die viel für die Gesellschaft leisten und dafür wenig Anerkennung erhalten“, so Lichtenegger. Zur ersten „Frau des Jahres“ wurde 2002 die Lehrerin Marianne Schoiswohl für ihr Integrationsprojekt an der Volksschule Czerningasse gewählt.

Dass im Bereich Frauenrechte und Gleichberechtigung von Frauen viel erreicht wurde, aber noch ebenso viel zu tun sei, unterstreicht Flora Petrik, Sprecherin der Jungen Grünen Wien. „Wir wollen in einer Welt leben, die fair und gerecht ist, in der Frauen und Männer gleich bezahlt werden, in der es normal ist, wenn Männer sich um Haushalt und Kinder kümmern, in der Schwangerschaftsabbrüche nicht mehr im Strafgesetzbuch kriminalisiert werden und häusliche Gewalt der Vergangenheit angehört“, so Petrik. Sie freue sich daher, heute Abend Elvira Loibl ehren zu können, die mit dem Caritas-Wohnzimmer ein wichtiges Frauenprojekt realisieren konnte.

Wer zuerst kommt, wohnt zuerst“.
Im Anschluss spricht Birgit Hebein, Gemeinderätin und Sozialsprecherin der Wiener Grünen, zur Wohnungslosigkeit von Frauen. „Obdachlosigkeit von Frauen und Männern ist unterschiedlich“, sagt Hebein. Aus ihrer Zeit beim Sozialdienst der Caritas am Südbahnhof wisse sie, wie wichtig es ist, dass es Einrichtungen speziell für Frauen gibt. Scheidung, Delogierung, Obdachlosigkeit seien das typische Schicksal vieler Frauen gewesen, die sie am Bahnhof angetroffen hat. „Wir müssen Menschen wertschätzen, die auf diesem Gebiet tagtäglich Enormes leisten“, so Hebein. Sie freue sich besonders, dass die Auszeichnung heuer an Elvira Loibl gehe.

Elisabeth Corazza spricht schließlich die Laudatio für Elvira Loibl – eine Frau, die rund 2000 Kochbücher besitzt, gerne Motorrad fährt und leidenschaftliche Reisende ist, wie Corazza berichtet. Kennen gelernt habe sie Loibl vor vielen Jahren im Tageszentrum für wohnungslose Frauen. Corazza kannte bis dahin nur Wohnungslosen-Projekte, die Männer und Frauen gleichermaßen einbeziehen wollten. „Wer zuerst kommt, wohnt zuerst“, sei dort das gängige Motto gewesen. Frauen seien oft nur als „Partnerin von“ geduldet gewesen. „80 Prozent der Untergebrachten waren Männer, 20 Prozent Frauen, frauenspezifische Arbeit gab es nicht.“

Elvira Loibl sei eine der Ersten gewesen, die sahen, dass es spezielle Räume für Frauen brauche. Nach einer Ausbildung zur Sozialpädagogin folgte ein Studium der Sozialarbeit. Sie begann beim Bahnhof-Sozialdienst der Caritas zu arbeiten. 15 Jahre sei sie dort bereits tätig gewesen, als sie im Jahr 2000 die Tagung „Frauenräume – Männerräume“ in Vorarlberg besuchte. Dabei ging es um eigens für Frauen in Wohnungsnot geschaffene Räume. Dieses Thema ließ Loibl nicht mehr los. Sie schrieb ein erstes Konzept für ein „Frauen-Wohnzimmer“ und schließlich erklärte sich der Verein „ARGE Nichtseßhaftenhilfe“ bereit, die Anfangsfinanzierung des „Frauen-Wohnzimmers“ zu übernehmen. So eröffnete im Mai 2002 das Gassenlokal in der Dürergasse nahe dem Naschmarkt. 2005 ist die Einrichtung als in die Leopoldstadt übersiedelt. Aus dem Wohnzimmer von und für Frauen wurde ein Haus mit Tageszentrum und Wohnbereich für mehr als 30 alleinstehende wohnungslose Frauen, das Loibl heute leitet.

„Let's fly away“.
Am Ende der Laudatio erhält Elvira Loibl die „Leopoldine“ überreicht, eine Skulptur, gestaltet von der Künstlerin Irene Wölfl. Loibl bedankt sich bei den vielen Wegbegleiter*innen und nimmt den Preis in Vertretung für das gesamte Team entgegen. „Der Preis ist ihrem Engagement und ihrer Mitarbeit zu verdanken“, so Loibl.

Mit „Let's fly away“ – „Fliegen wir auf den Mond, wir werden unsere Ziele erreichen“, wie Tini Trampler das Lied ankündigt, endet der offizielle Teil des Abends. Es folgt ein entspannter Ausklang bei Buffet und Plauderei.

Der Autor, Markus Schauta, ist freier Journalist und Mitglied des GBW-Redaktionsteams.