Buxbaum, Frau des Jahres 2015.
GBW
Die Grünen Leopoldstadt ehren jährlich die „Frau des Jahres“. Sie verliehen die „Leopoldine“ erstmals 2002 an Marianne Schoiswohl und seither an Vereine wie das Integrationshaus oder an Personen wie Ute Bock. Am Abend des 8. März, dem internationalen Frauentag, erhielt am Badeschiff Verena Buxbaum den Preis. Sie und die Bürger*inneninitiative „Pro Karmeliterviertel“ schafften es mit dem Motto „STOPPEN wir die TOURISTENBUSLAWINE“ 1.300 Unterschriften zu sammeln. Nach Gesprächen mit politisch Verantwortlichen erreichten sie in der Malzgasse ein Fahrverbot für Touristenbusse.
Frauenrechte sind Menschenrechte.
Ulrike Lunacek, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Bewohnerin des Karmeliterviertels, weist in ihrer Rede darauf hin, dass Wien laut Zeitungsmeldungen die höchste Lebensqualität der Welt aufweise. Dieser Umstand sei ohne aktive Frauen, wie Buxbaum oder Vassilakou, nicht möglich. Allerdings bilde Österreich in Bezug auf Gleichberechtigung der Geschlechter das europäische Schlusslicht. Es sei 20 Jahre her, dass die UNO Frauenrechte als Menschenrechte festgeschrieben habe. Auch ein existenzsicherndes Einkommen sei ein Menschenrecht, bliebe jedoch Frauen ohne eigenes Einkommen verwehrt. Dass „ganze Männer halbe-halbe machen“ sollen, wie Lunacek die ehemalige Frauenministerin Helga Konrad (SPÖ) zitiert, verweist vor allem auf alltägliche Arbeiten im Haushalt. Aber auch in der Öffentlichkeit sollen sich Frauen ihren Platz erkämpfen. Dazu sei mehr Mut notwendig, den sich Lunacek von der weiblichen Bevölkerung wünscht.
Mehr Mut!
Daran schließt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou in ihrer Laudatio an. Verena Buxbaum habe sich zunächst allein und dann, als „Seele der Bürger*inneninitiative“, gemeinsam mit anderen eingesetzt. Sie zeige, was Frauen leisten können, wenn sie sich dazu entschließen. Nicht nur hätte sie erreicht, dass die Doppeldeckerbusse nun eine andere Route im Bezirk fahren. Auch jetzt noch setze sich die Preisträgerin für „sanften Tourismus“ ein und versucht ein entsprechendes Konzept für den Bezirk und die Stadt zu erarbeiten. Dies sei nicht einfach in der männerdominierten verkehrspolitischen Welt, in der Lebensqualität nicht im Vordergrund stünde, so Vassilakou. Viele Männervereine, wie die Wirtschaftskammer, hätten gegen Buxbaums Projekt interveniert.
Der Bereich um den Donaukanal sei unvorstellbar hohem kommerziellen Druck ausgesetzt. Die Kaiserwiese vor dem Riesenrad sei die meiste Zeit des Jahres eingezäunt und damit der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Diese Privatisierung breite sich mittlerweile bis zur Hauptallee aus. Die zunehmende Kommerzialisierung des städtischen Raumes führe dazu, dass Wien zur Kulisse werde. Umso wichtiger seien Bürger*inneninitiativen, die auf solche Prozesse aufmerksam machen.
Vassilakou plädiert für eine Stadt der Freiheit, der Solidarität und der Erneuerung: die Freiheit, bestimmte Orte in Anspruch nehmen zu können, auch ohne Eintritt zahlen zu müssen; die Solidarität, die Stadt nicht nur für sich, sondern für alle zugänglich zu halten; und die Erneuerung, nicht der Konzerne, sondern unseres Handelns.
Gemeinsam gegen Privatisierung.
Die in Deutschland geborene und in Kärnten aufgewachsene Verena Buxbaum lebt seit 24 Jahren in Wien. Ihr seien, so Vassilakou, zwei Dinge wichtig: Erstens sei Buxbaum eine begeisterte Mutter, Soziologin und Psychotherapeutin. Zweitens liege ihr „unsere Stadt, die allen gehört“, am Herzen.
Die Preisträgerin steht aber nicht allein. Vassilakou ehrt auch ihre Mitstreiterinnen Sandra Goldberger und Hannah Talburg. Buxbaum bringt weitere Involvierte zur Sprache, denn es sei „nicht fair“, dass sie alleine geehrt werde: So dankt sie der Bürger*inneninitiative, jenen Aktivist*innen, die Videos der Bus-Haltestellen anfertigten und der jüdischen Community, welche weitere Gespräche ermöglichte. Auch Uschi Lichtenegger, der „Mama der Bürger*inneninitiative im Zweiten Bezirk“ und Klubobfrau der Grünen Leopoldstadt, danke sie.
Zuletzt plädiert Buxbaum für mehr Aktivismus gegen die Privatisierung des öffentlichen Raumes. Es gäbe viele Orte im Bezirk, wo dies passiere. So sei derzeit eine 800-Sitzplätze-Gastronomie am Donaukanal geplant, gegen die es sich zu wehren gilt. Dass es möglich ist, zeigt die prämierte Bürger*inneninitiative.
Links.
Grüne Leopoldstadt: Verena Buxbaum: Frau des Jahres 2015
Presseaussendung: Maria Vassilakou ehrt die Leopoldstädter Frau des Jahres 2015
Facebook-Gruppe „Hop Off Karmeliter-Viertel“
Der Autor, Andreas Dittrich, studiert Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaften und ist Mitglied des GBW-Redaktionsteams.