Der steinige Weg zum Frieden
Freitag den 21. November am Abend war Arley Gast bei der Grünen Bildungswerkstatt Wien. Gemeinsam mit ihm diskutierte die Grüne NRAbg Tanja Windbüchler mit einem sehr interessierten Publikum, das den großen Saal im Grünen Haus gut füllte.
Arley schilderte recht lebhaft wie die Idee der Friedensgemeinden entstand und mit welchen Problemen die Gemeinden konfrontiert sind. San José de Apartadó liegt in einer fruchtbaren Gegend, in der beinahe alles wächst und wo neben Kohlevorkommen auch andere gefragte Rohstoffe in der Erde vermutet werden. Deshalb wurde immer wieder versucht, die BewohnerInnen mit Militär und paramilitärischen Gruppen zu vertreiben, doch die Menschen wollen bleiben. Ihre Standhaftigkeit wurde ihnen als Komplizenschaft mit der ebenfalls dort operierenden Guerilla ausgelegt und es folgten mörderische Strafexpeditionen.
Im März 1997 gründeten Bauernfamilien als Antwort auf Massaker und Vertreibungen die Friedensgemeinde San José de Apartadó als unabhängige Gemeinschaft. Auf den Grundideen der aktiven Gewaltfreiheit hat die Friedensgemeinde Prinzipien der Nicht-Teilnahme am Krieg und des gemeinschaftlichen Zusammenlebens entwickelt. Doch die waffen- und gewaltfreie Friedensgemeinde war allen suspekt. Um sich besser zu schützen, baten die BewohnerInnen um internationale Friedenspräsenz, hoffend, dass die Anwesenheit ausländischer BeobachterInnen, die Gemeinde vor gewaltsamen Übergriffen schützt und sie hatten damit Erfolg.
NRAbg Tanja Windbüchler berichtete, dass sich die grüne Fraktion im Nationalrat darum bemühe, neben den militärischen und polizeilichen friedenserhaltenden Teams auch zivile Beobachter als staatliche Einsatzteams vorzusehen. Gerade die Friedenspräsenz Freiwilliger aus Österreich in Kolumbien zeige, wie wirkungsvoll solche Teams sein können.
Die internationale Präsenz ermöglichte der Friedensgemeinde die Konzentration auf Bildung, Vermarktung der eigenen Produkte und die Suche nach UnterstützerInnen im In- und Ausland. Das kolumbianische Volk steht, so berichtete Arley, größtenteils aufseiten der Friedensgemeinden, nicht jedoch Regierung und Verwaltung. Auf Druck des Obersten Gerichtshofes musste sich der Staatspräsident für die mörderischen Übergriffe des Militärs öffentlich im TV entschuldigen, aber die militärischen Machthaber sind nach wie vor eine Bedrohung für die Friedensgemeinden.
Staatliches Lehrpersonal fühlt sich dadurch gefährdet und ist nicht bereit, in der Gemeinde zu unterrichten. Die Gemeinde hat also ihre Schule mit eigenem Lehrpersonal und alternativem Bildungsplan organisiert. Unterrichtet werden einmal die kulturellen Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen, doch bereits früh erlernen die Kinder auch die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten, um in ihrer realen Lebens.- und Arbeitswelt bestehen zu können. Dazu zählen vor allem Wissen und Können in der landwirtschaftlichen Produktion, aber auch soziale Regeln, um sich friedlich in der Gemeinschaft zu behaupten. So ist z.B. der Genuss von alkoholischen Getränken untersagt und Drogen dürfen weder angebaut oder hergestellt und schon gar nicht konsumiert werden.
Auf Nachfrage meinte Arley, die Gemeinde habe zwar ihre spirituellen Riten, vor allem bei Totenkult und Ahnenverehrung, es gebe aber keine offizielle Religion, wohl aber ethische Prinzipien, um die Gemeinde in Frieden zusammenzuhalten.
Mit dem angebauten Obst- Gemüse und Getreide wird in erster Linie die eigene Bevölkerung versorgt und eventueller Überschuss am lokalen Markt getauscht. Verkauft werden vor allem Kakaobohnen und die internationalen Handelspartner konnten dafür gewonnen werden, sowohl einen fairen Preis zu zahlen, als auch die Idee der Friedensgemeinde weiterzutragen.
All jene, die die Veranstaltung versäumt haben, können einen Video-Mitschnitt über diesen Link abrufen (Bitte anklicken).