Springe zur "Navigation" Springe zum "Inhalt" Springe zum "Footer" Springe zur "Startseite"

Diskussion bei der Sommerakademie - Kommentar zu Hans Christian Voigt

Im Rahmen der Grünen Sommerakademie in Goldegg wurde das Thesenpapier von Hans-Christian Voigt in der Runde diskutiert. Lorenz Stör, selbst Autor eines "Neue Spuren legen"-Beitrags, hat die Diskussion zusammengefasst.

Auf der alljährlichen Sommerakademie der Grünen Bildungswerkstatt in Goldegg erfolgte der Startschuss für die Beiträge, welche im Rahmen des Projektes „Neue Spuren Legen“ erarbeitet wurden. Nach der Vorstellung des Projektes gab es im Anschluss einen Workshop in dem ein erster Beitrag von dem Autor Hans Christian Vogt präsentiert und intensiv diskutiert wurde.

In dem Thesenpapier „Das Mediensystem vom Kopf auf die Füße gestellt“ erarbeitet Hans Christian Vogt eine konkrete Utopie zur Neugestaltung des trialen Mediensystems anhand sieben zentraler Thesen, welche anschaulich im Beitrag nachzulesen sind. Ein weiteres zentrales und innovatives Element des Thesenpapiers stellte die Neuorganisation der öffentlich-rechtlichen Sender durch die Idee der „liquid autonomy“ dar. In Anlehnung an das Konzept der „liquid democracy“ sollen hierbei verstärkte öffentliche Kontrolle und Teilhabe mit einer dennoch handlungsfähigen Verwaltung verbunden werden. Es beinhaltetet laufende online geführte Diskussionen der BürgerInnen als Eigentümer des öffentlich-rechtlichen Sektors, Kontrollmöglichkeiten bis hin zu Misstrauensvoten gegenüber der Verwaltung und Partizipation u.a. bei der Bestellung von Funktionen. Dieses Konzept bietet die Möglichkeit die BürgerInnenbeteiligung im Mediensystem maßgeblich zu stärken. 

In der anschließenden Diskussion gab es viel Zuspruch aber auch Kritik an dem Vorschlag: Stellt das Thesenpapier nun eine tatsächlich progressive Utopie dar oder endet es doch eher als reaktionäres Konzept zur Erhaltung der profitorientierten Grundstrukturen?

Hervorgehoben wurde die Bedeutung des Thesenpapiers als Bereicherung für eine visionäre grüne Medienpolitik. Der Fokus auf den dritten Sektor der frei-offenen Medien als ausgleichende Komponente zu einem werbebefreiten öffentlich-rechtlichen Sektor mit politischem Auftrag und dem privat-kommerziellen Pendant wurde in der Diskussion unterstrichen. Er verkörpert das öffentliche jenseits des Staates und der Marktlogik. Diese neue Form eines „dritten Wegs“ ist interessant für neue grüne Spuren, aber auch für andere Politikbereiche wie den sozialen Sektor. 

Bedenken würde gegenüber der mangelnden Rolle von Presseagenturen im Thesenpapier geäußert. Solange die APA Informationen für eine Vielzahl von Zeitungen vereinigt, vorher jedoch eine starke Eigenauswahl treffen muss, kann ein wirklich umfassender Bildungsauftrag kaum gewährleistet sein. Auch die weiterhin prominente Rolle des privat-kommerziellen Sektors wurde in Frage gestellt. Dieser soll durch erhöhte Abgaben aus den Werbeeinnahmen einen Teil zur Finanzierung eines allgemeinen Bildungsauftrages der öffentlich-rechtlichen Sender beitragen. Wie dies konkret im Einvernehmen mit den Betroffenen und ohne die Einflussnahme auf die Sendeinhalte vonstatten gehen soll blieb dabei ungeklärt. 

Einigkeit herrschte darüber, dass das Mediensystem ein zentraler Knotenpunkt bei der Gestaltung demokratischer Willensbildung ist. Dessen Inhalte sollte demnach nicht in der Entscheidungsgewalt einiger weniger Gremien oder Einzelpersonen liegen. Somit waren sich die DiskutantInnen am Ende einig, dass die skizzierte Utopie prinzipiell einen wertvollen Beitrag zu einer demokratischeren Neuordnung des Mediensystems darstellt.