Springe zur "Navigation" Springe zum "Inhalt" Springe zum "Footer" Springe zur "Startseite"

Thomas Kerekes: Möglichkeitsräume - Der urbane Raum als Keimzelle des Wandels

Möglichkeitsräume sind wahrgenommene, konzipierte und gelebte Orte, deren Funktion wandelbar, flexibel und offen bleibt. Sie lassen soziale und ökonomische Experimente zu und eröffnen den Menschen Raum für unterschiedliche Erfahrungen.

Das Urbane als Chance

In der aktuellen Situation erlebt die europäische Gemeinschaft mit der Krise der Finanzwirtschaft eine schwierige Phase ihrer Entwicklung. Die damit verbundene Rettung dieser, gehen auf Kosten der nationalen Budgets. Die daraus resultierende Kürzungspolitik, erlaubt vielen Staaten kaum eine Zukunftsperspektive. Auch sind die politischen Kräfte immer mehr durch ökonomische Interessen bestimmt, wodurch deren Wirkungsbereich enorm reduziert wird. Doch gibt es Möglichkeiten, diesen Tatsachen eine Alternative entgegenzustellen?

In den Zeiten der Krisen ist es sehr erstaunlich, dass urbane Räume trotzdem eine starke Stabilität erfahren. Städte sind zwar dem Druck der Globalisierung ausgesetzt, jedoch im Gegensatz zum Nationalstaat boomen sie wie nie zuvor. Dieser Umstand ermöglicht es urbaner Politik, Ideen eher umzusetzen, als es der stagnierende Nationalstaat je könnte.

Das System Stadt ist darauf bedacht, das Beste für seine MitbürgerInnen herauszuholen um dadurch selbst, etwa durch höhere (Steuer) Einnahmen, zu profitieren. Mehreinnahmen können u.a. durch einen verstärkten Zuzug neuer MitbürgerInnen generiert werden. Der Umstand, dass die Welt in den kommenden Jahrzehnten eine stärkere Urbanisierung erfährt, wirkt hier zudem zusätzlich unterstützend. Genau diese positive Energie des sich nach innen fokussieren, eröffnet für viele Menschen die Chance, nötige Möglichkeitsräume zu schaffen und zu gestalten.

Hier zeigt sich, wie wichtig das Zusammenspiel von Räumen, Akteuren und Wissen in den Städten ist, wodurch wirtschaftliche Entwicklungen mit sozialen Erfahrungen und lokalen Bewegungen verbindet werden können. Gerade Stadträume werden damit immer mehr zu sozialen „Kontaktzonen“ und zu öffentlichen „Bühnen“. Beispiele sind etwa ökologische Bewegungen, die eine Politik der „Grünen Stadt“ fordern, lokale Bürgerinitiativen, die Stadträume als „Gemeingut“ betrachten, oder ArchitektInnen und StadtplanerInnen, die Stadtlandschaften oftmals auch mit dem Wunsch gestalten wollen, diese noch „menschlicher“ erscheinen zu lassen.

Labore für neue Möglichkeitsräume

Die Popularität von Stadträumen erlaubt es, verschiedene Modelle und Visionen einer anderen Gesellschaft, Ökonomie und politischen Landschaft zu erproben. Ideen können wie in einem Labor ausprobiert werden und durch globale Vernetzung (siehe Städtepartnerschaften) können gewonnene Erfahrungen international ausgetauscht werden.

In verschiedenen Projekten ist es notwendig, Ideen eines anderen Miteinanders in Realitäten zu überführen, damit diese die notwenigen Keimzellen für einen gesellschaftlichen Wandel werden können. Ausverhandeln und Hinterfragen sind in Laboren wichtige Komponenten. Solche Möglichkeitsräume können unterschiedliche Bereiche umfassen, unter anderem des Wohnens, der Energieversorgung, der Erwerbstätigkeit, sowie Ernährung und der Mobilität:

Baugruppen

Eine Baugruppe besteht aus mehreren bauwilligen Haushalten (z.B. Familien, Singles, Jungendliche, SeniorInnen), die sich zusammenschließen, um gemeinsam ein Grundstück zu erwerben und darauf Doppel-, Reihen- oder Mehrparteienhäuser zu errichten. Die reine Existenz von privaten, halb-öffentlichen und öffentlichen Freiräumen stellt per se keine Erleichterung für eine zwischenmenschliche Kontaktaufnahme im Wohnumfeld dar. So kann ein erhebliches Defizit im nachbarschaftlichen Miteinander bestehen, welches zu mangelnder Partizipation und auch Isolation führen kann. Durch eine verstärkte aktive Teilhabe an einer größeren Einheit wie der einer Hausgemeinschaft entsteht durch Reibung nicht nur soziale Wärme, sie kann auch eine Bereicherung im alltäglichen Leben schaffen. Durch die Auseinandersetzung mit gemeinsamen Bedürfnissen, Wünschen und Zielen sowie deren Artikulation, entsteht politische Teilhabe in einer Stadt. Eine solche Form der Hausgemeinschaft ist langfristig ein zielführender Lösungsansatz für zahlreiche gesellschaftliche Fragestellungen, wie etwa dem Wandel von Familienstrukturen oder der Alterung. Wenn sich eine Hausgemeinschaft vielleicht vordergründig nur auf sich selbst konzentriert, so stellt doch bereits die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gemeinschaft einen wesentlichen gesellschaftlichen Beitrag dar.

Dezentrale Energieversorgung

Eine dezentrale Energieversorgung bietet die Chance, eine Energieversorgung bereitzustellen, die auf einer breiten technischen und wirtschaftlichen Grundlage steht. Das Ziel einer dezentralen und somit konzernunabhängigen und ökologischen Energiegewinnung ist nicht nur die Erzeugung von erneuerbarer Energie. Dezentrale Energieversorgung ist eine Form der BürgerInnenbeteiligung, die vorwiegend auf kommunaler oder regionaler Ebene geschieht. Damit bieten sie BürgerInnen die Möglichkeit, aktiv zu einer Energiewende und zum Klimaschutz beizutragen.

Die Potentiale einer „neuen“ Form der Energieversorgung liegen darin, dass man diese aus regenerativen Quellen, häufig wesentlich dezentraler organisieren und strukturieren kann, als die klassische fossile Versorgung. Gründe dafür sind unter anderem eine geringere Energiedichte einiger regenerativer Energieträger im Vergleich zu fossilen Energieträgern. Dies macht den Transport bestimmter regenerativer Energieträger ab einer gewissen Distanz unwirtschaftlich. Begrenzte lokale Vorkommen (Geothermie) oder der unterschiedliche regionale und zeitliche Anfall verschiedener Energieträger (Sonne, Wind) ermöglichen damit Chancen für eine Energieversorgung für und von MitbürgerInnen.

Co-Working

Das Konzept des Co-Working kann ein Gegenbeispiel zum vorherrschenden Konkurrenzmodell sein. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen sollen geschickt genutzt werden, um gegenseitige Inspiration und Unterstützung zu „institutionalisieren“, während der eigene Wirkungsraum gleichzeitig finanziell erschwinglich gehalten wird. Auf diese Weise können NutzerInnen von „Co-Working-Spaces“ Know-How austauschen und es ergeben sich womöglich Job-Möglichkeiten unter den Co-WorkerInnen. Einen wichtigen Faktor spielt hier die steigende Anzahl an Selbstständigen und der mit ihr steigende Bedarf an einer flexibleren und günstigeren Alternative zum eigenen kleinen Büro. Es stellt damit eine der Lösungen bereit, wie es schaffbar ist, die Flexibilität zwischen Beruf und Familie zu vereinbaren. Die „Co-Working-Spaces“ verstehen sich auch als eine Weiterentwicklung der Gemeinschaftsbüros. Sie sind zeitlich flexibler und ohne Bindung und entsprechen einer modernen Notwendigkeit. Damit ist auch für Erwerbstätige ihre Arbeit nicht mehr ständig präsent, wie dies etwa bei Selbstständigen in ihrem Homeoffice der Fall ist. Wie schon eingangs erwähnt fördert es den gemeinsamen Austausch an Wissen und Kreativität. Die Co-Working-Atmosphäre unterstützt darüber hinaus den Abbau von hierarchische Barrieren und die Minderung von Konkurrenzkämpfen. Der soziale Austausch und die räumliche Nähe im „Co-Working-Space“ führen zu positiven Synergien, neuen Ideen und der Möglichkeit, gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Dabei entscheidet jedeR für sich, wann und wie mitgearbeitet, interagiert oder kommuniziert wird und wann auch wieder Zeit für Müßiggang ist.

Tauschkreise

Ein Tauschkreis basiert auf Solidarität und Eigenverantwortung der TeilnehmerInnen. Einzelne Menschen können dabei ihre Fähigkeiten und Talente in ein Tauschkreis-Netzwerk einbringen und sie auf diese Weise mit anderen teilen. So entsteht ein gemeinsamer „Marktplatz“ aus verschiedensten Angeboten, die untereinander getauscht werden können. Ein Tauschkreis ist ein gegenseitiger Kreislauf, der nicht gewinnorientiert ist, sondern auf Vertrauen und menschlichen Beziehungen aufbaut.

Die Reflexion von traditionellen, sozial hinterfragbaren Wirtschaftsformen steht dabei im Zentrum. Somit definieren Tauschkreise den Begriff der Arbeit neu und bewerten den Menschen primär nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten und nicht nach seiner „Marktfähigkeit“. Vor allem in urbanen Gebieten, die von einer größeren Anonymität geprägt sind, erfüllen Tauschkreise eine wichtige soziale Funktion und sind eine Plattform, um auch an das kreative Potential von Randgruppen anzuknüpfen.

Weiters bieten Tauschkreise eine Chance für Menschen, die sich nur schlecht oder gar nicht in den Arbeitsmarkt integrierten können. Sie haben die Möglichkeit, ihre Talente und Fähigkeiten für private Nachbarschaftshilfe einzusetzen und zu erweitern und können im Austausch die Angebote von anderen Menschen in Anspruch nehmen. Tauschkreise schaffen in der idealen Umsetzung ein System, welches die Zusammenarbeit unterschiedlicher sozialer Gruppen ermöglicht.

Shared Mobility

In Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad ist die geteilte Mobilität des Carsharings ein zukunftsfähiges flexibles Mobilitätsmodell für menschen- und umweltfreundlichere Städte. Das Auto für ab und zu eignet sich für alle, die nicht täglich auf ein Auto angewiesen sind. Mobilität ist somit nicht mehr an den Besitz eines Autos per se gebunden. Das Teilen von Autos schont Umwelt und Klima durch die geringere Anzahl an benötigten Fahrzeugen und entlasten städtische Wohnquartiere. Jeder Parkplatz weniger bedeutet mehr Freiraum und fördert damit die Chance auf Schaffung von mehr Räumen für Begegnung in urbanen Gebieten.

Bike-Kitchen

Eine „Bike-Kitchen“ besteht normalerweise aus einem Raum, der als Fahrradwerkstatt genutzt werden kann, mit entsprechender Ausstattung. Die BenutzerInnen können dort selbst ihr Fahrrad reparieren. Dabei erhalten Sie Hilfe und Reparaturtipps und können zusätzlich auf einen Fundus gebrauchter Fahrradteile zurückgreifen. Einige Bike-Kitchens ermöglichen zusätzlich den Verkauf gebrauchter Fahrräder und bieten Reparaturkurse an. Ein zweiter wichtiger Bestandteil ist das gemeinsame Kochen und Essen nach der Werkstattzeit. Dadurch soll der rein technische Aspekt einer Werkstatt erweitert werden um eine gemeinschaftliche Aktivität/einen gemeinschaftlichen Aspekt. Das Konzept ähnelt hier sehr stark dem der Volxküchen. Viele der schon existierenden Bike-Kitchens arbeiten nicht-kommerziell orientiert, in Selbstverwaltung. Wenn aber eine gewisse Größe erreicht ist, ist es oftmals nicht untypisch, dass sich organisatorische Strukturen etablieren. Die Finanzierung erfolgt häufig auf Spendenbasis, bzw. heben auch viele Bike-Kitchens feste Stundensätze für die Benutzung ein. Die Nutzung soll aber auch immer für Menschen ohne Geld möglich sein. In einem solchen Fall erfolgt die „Gegenleistung“ durch das Leisten von praktischer Hilfe.

Gemeinschaftswerkstätten

Gemeinschaftswerkstätten sind Orte, die zum Selbermachen anregen sollen. Darüber hinaus wird den NutzerInnen dieser Werkstätten ein sozialer Mehrwert geboten. Eine solch kooperative Werkstatt ist ein Ort zur Verwirklichung handwerklicher und experimenteller Projekte und ist offen für verschiedenste Zielgruppen, welche zur Verwirklichung von Vorhaben, eine Werkstatt, oder auch Beratung und Unterstützung bei Arbeiten an Maschinen benötigen. Es ist ein Ort, an dem Technik- und Handwerklich-Interessierte auf Laien treffen. Sie dürfen dort Werkzeuge und Maschinen nutzen, die man sich alleine nicht anschaffen würde, haben Platz, der zu Hause oft nicht zur Verfügung steht, und können außerdem vom Wissen anderer profitieren. Je nach Bedarf kann projektorientiert gearbeitet oder auch über längere Zeiträume unterschiedlichen Tätigkeiten nachgegangen werden.

FoodCoops

Eine FoodCoop oder auch Lebensmittelkooperative genannt ist ein Zusammenschluss von Personen und Haushalten, die selbstorganisiert biologische Produkte direkt von lokalen Bauernhöfen, Gärtnereien etc. beziehen. Als historischer Vorläufer gelten die Konsumgenossenschaften des 19. Jahrhunderts oder auch ErzeugerInnen-VerbraucherInnen-Gemeinschaften. Bei FoodCoops geht es um mehr, als „nur“ die Versorgung mit gesunden, biologischen Lebensmitteln. FoodCoops sind vielmehr ein Ausdruck der Kritik am gängigen Lebensmittel- und Agrarsystem, das sehr stark von Supermärkten und der industriellen Landwirtschaft geprägt ist, die sich wiederum am sichtbarsten in der Agrarindustrie manifestiert. Lange Transportwege sind Auswirkungen dieser Strukturen. Aus diesem Grund sind FoodCoops eine Alternative um die Anonymität zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen aufzuheben. Die Lebensmittel, die angeboten werden, sind regional sowie ökologisch und sozial gerecht produziert. Die Aufgaben wie Einkauf, Ladendienst und Ähnliches werden von den Kooperativen selbst organisiert, sowie dafür notwendigen Entscheidungen gemeinsam innerhalb dieser getroffen.

Urban Gardening

Die kommenden urbanen Herausforderungen werden die Auswirkungen des
Klimawandels sowie mögliche engere finanzielle Spielräume sein. Vor diesem Hintergrund kann der lokale Anbau von Lebensmitteln eine mögliche Chance darstellen, denn „Lebensmittel sind der Dreh- und Angelpunkt einer gesunden Stadt.“ Die landwirtschaftliche Nutzung in der Stadt bringt mehrere Vorteile mit sich. Sie verbessert die lokale Verfügbarkeit von gesunden Lebensmitteln. Sie setzt aber auch neue Impulse für die lokale Wirtschaft, fördert die Integration und Gemeinschaftsbildung und verbessert die Biodiversität und Nachhaltigkeit.

Gemeinschaftsgärten sind Gärten, die von einer Gruppe von oft unterschiedlichen Menschen betrieben werden. Ein Hauptaspekt ist dabei nicht nur die Gartenarbeit an sich, sondern auch das gemeinsame Arbeiten und Mitgestalten eines Stadtteils. Diese Möglichkeit einer Partizipation in einer Gemeinschaft, sowie die Entwicklung eines gemeinschaftlichen Sinnes im gemeinsamen Tun, sorgen für ein reges und kommunikatives Zusammenleben. In Gemeinschaftsgärten wird auf diese Weise im Miteinander, urbane Flächen als Garten, Grünanlage oder Park gestaltet. Das Engagement beruht auf Freiwilligkeit und der geschaffene Ort ist auch oftmals für andere öffentlich zugänglich. Durch diesen sozialräumlichen, kollektiven und vielfältigen Charakter, stellen Gemeinschaftsgärten Lernorte dar, die individuelle und kollektive Lern- und Handlungsprozesse ermöglichen. Gartengemeinschaften können sich durch Grassroot-Initiativen von unten bilden. Sie können aber auch durch Top-Down-Initiativen ermöglicht werden. Beispielsweise können sozialer und kultureller Vereine, die erst eine geeignete Fläche suchen, Strukturen schaffen und dann die Fläche einer Gartengruppe übergeben.

Soziale, kulturelle und ökologische Diversität ist ein wesentliches Kriterium der Gemeinschaftsgärten. Diversität kann dabei durch interkulturellen Gärten gefördert werden, aber auch durch Nachbarschaftsgärten, in denen sich Menschen Räume teilen, die sich in anderen gesellschaftlichen Räumen im Alltag nicht begegnen. Ein Gemeinschaftsgarten ist neben den schon zuvor genannten Aspekten auch ein Ort der sich als Handlungsraum gestaltet und damit auch ein Ort an dem politischer, sozialer, ökologischer, wie ökonomischer Handlungsraum entsteht. In Aushandlungsprozessen, die offen gestaltet sind, werden die Belange der Gartenstruktur, des Gartenalltags und des sozialen Miteinanders verhandelt. Teilhabe und Mitbestimmung im Gemeinschaftsgartenprojekt können ein Gefühl und das Erleben von Partizipation vermitteln, welche sich positiv sowohl auf die Gemeinschaft als auch auf den Einzelnen/die Einzelne auswirken kann. Dieser Ort des sozialen Miteinanders, einer gegenseitigen Kommunikation und der Hilfe sowie des Wissensaustauschs ist gerade in urbanen Strukturen eine enorme soziale Bereicherung. Denn damit werden auch Anonymität und soziale Segregation durchbrochen. Der Gemeinschaftsgarten kann auch dabei unterstützen neue Kontexte kennen zu lernen und das eigene Selbst- und Weltbild zu schärfen, um in weiterer Folge den persönlichen Weg selbstbestimmter und eigenverantwortlicher zu gehen. Der städtische Boden wird wieder urbar gemacht und der enormen Versiegelung entzogen. Damit sind Gärten in der Stadt auch wieder neuer Lebensraume für Insekten, Schmetterlinge und Vögel. Somit übernehmen Gemeinschaftsgärten soziale, kulturelle und ökologische Funktionen in urbanen Lebensräumen. Sie können somit StadtbewohnerInnen mit Schlüsselqualifikationen wie Fähigkeit zum Engagement, sozialer Kompetenz, Selbstachtung, Respekt, Toleranz und Empathie ausstatten bzw. sie beim Erwerb dieser Erfahrungen und Kenntnisse unterstützen. Mit Wissen über Umwelt und Natur können Gemeinschaftsgärten kulturelles Kapital fördern und durch Eigenarbeit und Selbsthilfe ökologische Initiativen anregen. Auf diese Weise wird ein Fundament geschaffen, dass es gleichermaßen ermöglicht sich individuell weiter zu entwickeln, ohne jedoch das Gemeinwohl außer Augen zu verlieren/ohne das Gemeinwohl außer Augen zu verlieren.

Lokales Wissen für einen Wandel

Die vorgestellten Möglichkeitsräume sind insofern von besonderer Bedeutung, da sie auch positive gelebte Beispiele dafür sind, dass ein gesellschaftlicher Wandel nicht nur negativ zu sehen ist. Der Abbau von Ängsten gegenüber einem neuen System, eines tagtäglichen Miteinanders, wird von enormer Bedeutung sein, um diese aus der Nische zu holen und mehrheitsfähig zu machen.

Wir müssen uns nur wieder die Gedanken und Worte von Margaret Thatcher mit „There is no alternative“ ins Gedächtnis rufen. Denn sieht gestern wie heute so eine zukunfts- und lösungsorientierte Politik aus? Diese Labore samt den in ihren gedeihenden Projekten stellen eine Antwort auf eine angebliche Alternativlosigkeit einer Politik dar, die eher dem Ökonomischen als dem Sozialen zugewandt ist, sein.

Denn alte industrielle Strukturen sind vielfach schon verloren gegangen. Dafür sind neue räumliche wie kulturelle Strukturen entstanden. Schon in den 1970ern begann ein Prozess der urbane Räume erfasste und zu einer „Vergemeinschaftung“ urbaner Gruppen führte. Es kam zur Bildung zahllose „Bottom-Up“ Kultur- und Bürgerinitiativen die sich um Schulen, Parks, Verkehr und Spielplätze kümmerten. Genau aus diesen Bewegungen haben sich unsere heutigen „Zivilgesellschaften“ entwickelt, in denen wir aktiv der Umbau unserer Stadtlandschaften und -mentalitäten betrieben wird. Weil wir heute eben bereits wissen, dass wir im Jetzt anders und besser leben können. Es wird in Zukunft noch wichtiger denn je sein, Plattformen des Vernetzens zu schaffen. Denn der Austausch bringt etwas Wichtiges für eine Wissensgesellschaft, nämlich das lokales Wissen. Dieses ist nicht in erster Linie unmittelbar ökonomisch nutzbar, sondern eingebettet in stabile soziale Strukturen die einen Fokus auf ein gemeinwirtschaftlichen Nutzen besitzen.

Von Relevanz sind hier die „Wissenssysteme des Alltags“, da diese unglaublich vielfältige soziale Erfahrungen speichern, verdichten und weitergeben können. So kann daraus ein „angewandtes Wissen“ entstehen, das sich in einer „sozialen Kreativität“ zeigt. Das bedeutet, dass sich dieses Wissen in konkrete Initiativen, Praktiken und Experimenten widerspiegelt. Gesellschaft betrachtet aus der Perspektive wissenssoziologischer Konzepte wird insofern als ein komplexes Gefüge verstanden, indem „Wissen“ die sozialen Räume, ihre Ordnungen und ihre Machtverhältnisse wesentlich strukturiert. Denn einerseits entscheidet der Zugang zu Wissen darüber, welche Möglichkeiten der sozialen Repräsentation und der politischen Partizipation für Personen, Gruppen und Ideen in der Gesellschaft bestehen. Jedes Wissensprivileg schafft und zementiert dadurch Hierarchien und soziale Exklusionen. Auf der anderen Seite definiert Wissen unsere Zugehörigkeit im Alltag. Dort wo wir uns auskennen, scheinen wir uns untereinander vermehrt zu kennen. Wie ein Kompass lenkt uns das Alltagswissen uns durch diese soziale Landschaft.

Resümee

Der aktuell regierende Spätkapitalismus wird immer instabiler. Die Regulierungskräfte, die es in den Jahren des Wirtschaftswunders noch gab, sind nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Aufkommen des Neoliberalismus weniger denn je. Damit wurde aber das jetzt vorherrschende System anfälliger für Krisen. Die Nationalstaaten haben jedoch immer weniger die Kraft, die daraus resultierenden Auswirkungen dieser Entwicklungen bzw. die Kräfte der Globalisierung zu kontrollieren.

Ein stabiles Korrektiv stellen hier die urbanen Gebiete dar. Genau dort erscheint es realistisch, “Möglichkeitsräume” zu leben. Denn aus der Stärke der Erfahrung und der öffentlichen Akzeptanz, können diese die nötige Keimzelle eines gesellschaftlichen Wandels sein. Das Gemeinwohl sollte als gesellschaftliche Rahmenbedingung daher im Zentrum stehen.

Lefebvre, Henri (1991 [1974]): The production of space. D.N. Smith, MA,  Blackwell, Cambridge

Krug, Hermann-Josef (2012 ):  Möglichkeitsräume gestalten - Eine urbane Rekartografie des Sulzer-Areals in Winterthur,
  1989-  2009, Transcript Verlag, Berlin

About – Daxbau CoWorking Linz/Donau  , zuletzt aufgerufen: 27.07.2015

sinnvoll tätig sein - Netzwerk für gemeinsame selbstbestimmte Arbeit , zuletzt aufgerufen: 26.07.2015

Was ist eine FoodCoop?  , zuletzt aufgerufen: 27.07.2015

Madlener, Nadja ( 2009): Grüne Lernorte – Gemeinschaftsgärten in Berlin, Ergon Verlag, Würzburg

Was sind Gemeinschaftsgärten? – Verein Gartenpolylog – GärtnerInnen der Welt kooperieren , zuletzt aufgerufen: 27.07.2015

There is no alternative (shortened as TINA) was a slogan often used by the British Prime Minister Margaret Thatcher zuletzt aufgerufen 02.08.2015

Kaschuba, Wolfgang (2014) - What Cities Know About: Urban Spaces as Civic Labs, IBA Heidelberg