Von der Strategie in die Umsetzung und zurück.
Die rund 100 Teilnehmer*innen aus den Wiener Gemeindebezirken, welche sich trotz eisiger Temperaturen zum diesjährigen Bezirketag aufgemacht hatten, erwartete zu Beginn ein gemeinsames Frühstück. Nebenbei konnte eine Wanderausstellung zur Geschichte der Grünen bestaunt werden, welche aus dem neu geschaffenen Grünen Archiv entstanden ist. Sehr bald ging es aber auch schon an die Arbeit.
Die aus drei Ebenen bestehende, gemeinsame Strategie für 2015 wurde in Erinnerung gerufen: Wo stehen wir heute (Ist)? Wo möchten wir 2015 sein (Soll)? Und: Wie ist der Weg dorthin (Tun)? Konkret auf die Bezirksorganisationen (BO’s) bezogen, sollen in einem ersten Schritt eigene Zielsetzungen in Auseinandersetzung mit der Gesamtstrategie formuliert werden, um im nächsten Schritt über die Umsetzungsmöglichkeiten nachzudenken. Wenn diese Hürden überwunden sind, ist eine gemeinsame Reflektionsphase angeraten. Sozusagen von der Strategie zur Praxis und retour.
Im Anschluss an den inhaltlichen Input wurde im Weltcafé-Setting die Möglichkeit gegeben, sich mit Vertreter*innen anderer BO’s über individuelle Erfahrungen, Probleme und Ideen, bezogen auf die eigene Strategie, auszutauschen. Obwohl jede Bezirksorganisation sehr individuelle Grundvoraussetzungen hat, gab es sehr ähnliche Problemstellungen: personelle Wechsel, schwierige Gruppenkonstellationen, auslaugendes Alltagsgeschäft oder zu wenig „Nachwuchs“ an neuen Mitgliedern. Mut und Inspiration schöpften die Teilnehmer*innen allerdings aus Erfahrungsberichten jener BO’s, die entweder schon ein fertiges Strategiekonzept erstellt hatten oder schon an der Umsetzung arbeiteten. So wurden Ideen für bezirksweite „Veggie-Days“ oder kreative Prozesse zur Themenschwerpunkt- und Zielgruppenfindung geteilt.
Im Anschluss an die Kleingruppenarbeit wurden im Plenum die Herausforderungen für die Zukunft benannt. So wurde eine bessere Zusammenarbeit mit den Nachbarbezirken sowie eine schnellere Einbindung neuer BO-Mitglieder gefordert. Aber auch eine spezifischere Arbeitsaufteilung in den jeweiligen Gruppen und neue Vorschläge für die Zusammenarbeit mit anderen Parteien im Bezirk seien hilfreich.
Als ein besonderes Erfolgsbeispiel gilt der siebte Bezirk, in welchem die Grüne Alternative den Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger stellt. In einem kurzen Interview berichtete er über die bei weitem nicht einfachere Situation als grüne BO „an der Macht“. Die Zusammenarbeit mit der SPÖ und anstehende Projekte, wie die Umgestaltung der Mariahilferstraße oder notwendige Kompromisse in Hinblick auf eine Neugestaltung des Gürtelbereiches, stellen auch seine Bezirksorganisation immer wieder vor neue Herausforderungen. Als besonders hilfreich empfindet er das „Netzwerken“ im Bezirk, sei es mit der Polizei oder den Gewerbetreibenden.
Nun konnten die Teilnehmer*innen, in der Erarbeitung eines kleinen Infostandes zur eigenen BO - für den anschließenden BO-Basar - ihrer kreativen Ader freien Lauf geben. Im Mittelpunkt stand hier die bezirksinterne Ausarbeitung von strategischen Zielen, thematischen Schwerpunkten und das Herauskristallisieren von offenen Fragen und Herausforderungen. Neben den 23 Bezirksorganisationen war auch die „Grüne Bildungswerkstatt Wien“ sowie ein Infotisch zur „Wiener Volksbefragung“ vertreten, welche ebenso reichlich Aufmerksamkeit auf sich zogen. Das rege Treiben der Teilnehmer*innen zwischen den Infotischen und der intensive Austausch verbreiteten lebhafte Basarstimmung. Die präsentierten Themen reichten von Plänen für demokratische Budgetgestaltung über Initiativen für Nachbarschaftsgärten bis hin zu Problemen wie fehlender Spitzenkandidat*innen für die Wahlen 2015.
Nicht die geringste Müdigkeit konnte den Teilnehmer*innen beim Nachmittagsprogramm angemerkt werden, welches dem Vormittag an inhaltlichem Anspruch um nichts nachstand. In sechs verschiedenen Workshops - angeboten von Mitgliedern des Rathausklubs - konnten die Teilnehmer*innen sich vertiefend mit spezifischen Thematiken auseinandersetzen. So wurde über die generelle Planung des Rathausklubs, anstehende Projekte in der Stadtentwicklung, die Zukunft der Bürger*innenbeteiligung sowie der „Grünen Marke“, die Spezifik unterschiedlicher Wähler*innen-Segmente und die geplante Öffi-Verdichtung diskutiert. Ziel war es, neue Ansätze und spezifisches Problemverständnis für die Arbeit in den eigenen Bezirksgruppen mitzunehmen.
In einer Abschlussrunde wurde nochmals in Kleingruppen besprochen, was für die eigene Arbeit mitgenommen werden könne und welche Art der Unterstützung sich die Bezirksorganisationen wünschen würden. Besonders anregend wurde der Ideenaustausch und die Möglichkeit Kolleg*innen aus anderen Bezirken kennenzulernen wahrgenommen. Kritisch angemerkt wurde, dass trotz der notwendigen Orientierung an einer gemeinsamen Strategie, die grünen Grundwerte nicht aus den Augen zu verlieren seien. Und als Anregung für Unterstützung seitens des Rathausclubs, wurde einerseits der Zugang zu Expert*innenwissen vorgeschlagen und andererseits mehr Austauschmöglichkeiten zwischen den Bezirken gefordert. Hierfür wäre vielleicht der Einstieg der BO’s ins Social Networking eine Möglichkeit. Alles in Allem bleibt der Tag als sehr informativ, inspirierend und kollegial in Erinnerung.
Die Autorin hat Politikwissenschaften studiert und ist Mitglied des Redaktionsteams der GBW-Wien.
Links:
http://wien.gruene.at/rathausklub
http://www.gbw-wien.at
http://www.gbw.at/oesterreich/gruenes-archiv.html