Vorstellung des Grünen Frauenberichts.
Unter dem Motto “Halbe-Halbe in Beruf, Politik und Alltag” liefert der Bericht Fakten, schildert Probleme und zeigt politische und gesellschaftliche Lösungen auf. Der Bericht deckt von Bildung und Arbeit, über Köper bis hin zum Thema Gewalt ein breites Spektrum an Themen ab und bietet damit einen guten Überblick über die Lebensrealität der Frauen in Österreich. Beim Sommerfest der Grünen Frauen Wien wurde besonders auf ein Kapitel des Berichts der Fokus gelegt: Frauen sichtbar machen*.
Gleichberechtigung ist keine Bringschuld der Frauen.
Frauen werden oft nicht gesehen. Sei es, weil sie im Alter von der Bildfläche verschwinden, da sie aus ihren Jobs gedrängt werden, oder, weil sie gar nie die Möglichkeit bekommen, sichtbar zu werden. Ein zentrales Problem bei der Frage der Gleichberechtigung ist der Zugang zum Thema. Probleme im Bereich Gleichstellung werden immer nur Frauen zugeordnet - sprich, zum reinen Frauenthema gemacht -, obwohl es eigentlich um Fragen der Machtverhältnisse und Demokratie in der Gesellschaft geht.
Österreich ist im EU-Vergleich eines der Schlusslichter, wenn es um den Gender Gap geht. Das Ungleichgewicht zieht sich durch sämtliche Bereiche der Gesellschaft. Auch in der Politik, die eigentlich eine Vorreiterrolle haben sollte, finden wir massive Ungleichheiten. Das zeigt sich gleich, wenn man einen Blick auf den Nationalrat wirft. Von insgesamt 183 Abgeordneten sind nur 56 Frauen. Das sind lediglich 30,6 Prozent. Ähnlich sieht es im Bundesrat aus. Von 61 Sitzen gehen momentan nur 18 an Frauen. Auf Gemeindeebene zieht sich das Bild konsequent weiter. Lediglich in sechs Prozent der Gemeinden gibt es eine Bürgermeisterin.
Frauen in Bildung und Berufswelt.
Der Grüne Frauenbericht deckt ein breites Spektrum an Themen ab, was den Rahmen dieses Berichts sprengen würde. Im Folgenden soll vor allem auf Frauen in Bildung und Beruf eingegangen werden.
Im Bildungssektor holen Frauen langsam auf. So studieren mittlerweile 145.031 Frauen an öffentlichen Universitäten. Im Vergleich dazu 128.249 Männer. Auch wird jede dritte Uni von einer Frau als Rektorin geleitet. In der Jobrealität ist die Gleichstellungspolitik noch nicht angekommen. Das Konzept des Mannes als “Erhalter” und der Frau als “Zuverdienerin” hat sich hier besonders niedergeschlagen. Frauen arbeiten überdurchschnittlich oft in atypischen Beschäftigungsverhältnissen, sei es als Teilzeitkraft oder geringfügig beschäftigt. Das führt zu einem ungleich hohen Armutsrisiko bei Frauen. Angefangen von der Lohnschere bis hin zu Auswirkungen in der Pension. “Weibliche Gratisarbeit” wie Fürsorge- und Betreuungspflichten, die überdurchschnittlich oft von Frauen wahrgenommen werden, prägen die Strukturen. Sowohl politisch und sozial als auch wirtschaftlich.
Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen im EU-Durchschnitt um 16,4 Prozent weniger als Männer. In Österreich ist der Wert mit 23,4 Prozent noch weitaus schlechter. Trotz guter Ausbildung werden Frauen oft unter ihrem Qualifikationsniveau eingesetzt und bezahlt.
Göttin des Glücks: “Es geht auch anders.”
Ganz im Sinne des Schwerpunktes des Abends “Frauen sichtbar machen” wurde die neue Sommerkollektion der Göttin des Glücks vorgestellt. Göttin des Glücks ist das erste öko-faire Modelabel aus Österreich, das in der gesamten Produktionskette den Kriterien des fairen Handels entspricht und ausschließlich FAIR TRADE zertifizierte Biobaumwolle verwendet. Lisa Muhr, eine der Modemacherinnen des Designerkollektivs, weist darauf hin, dass Frauen im Unternehmensbereich nach wie vor Mangelware sind. Alleine in nachhaltigen Unternehmen gebe es kaum Frauen in Führungspositionen, so Lisa Muhr. Dem Team von Göttin des Glücks sei es wichtig aufzuzeigen, dass es anders geht. Sowohl in Bezug auf Frauen als auch unternehmerisch. Das Label stellt Nachhaltigkeit entlang des gesamten Produktionsprozesses bewusst in den Vordergrund. Lisa Muhr weist darauf hin, dass die in Europa geltenden Standards nicht für importiere Ware gelten. Lediglich die Kriterien der Produktionsländer müssen erfüllt werden. Dies führe zu massiven Missständen in der Textilbranche. Göttin des Glücks zeigt erfolgreich auf: Es geht auch anders.
Diskriminierung von Frauen ist alltagsimmanent und der Weg in die Gleichberechtigung ist nach wie vor weit. Der Grüne Frauenbericht 2015 zeigt die derzeitige Situation in Österreich einerseits klar auf, stellt den EU-Vergleich her. Andererseits bietet er Lösungsansätze, die die gesellschaftliche Stellung der Frauen in Berufs- sowie Privatleben nachhaltig verbessern.
*Anm.: Der Grüne Frauenbericht 2015 wird übrigens durch die Bundesländer touren und bei den jeweiligen Veranstaltungen wird regionalspezifisch auf Themen eingegangen.
Die Autorin, Conny Iber, studiert Jus an der Uni Graz und Publizistik an der Uni Wien. Sie ist Mitglied des GBW-Redaktionsteams.