Wem gehört die Stadt?

Gabu Heindl ist Stadtplanerin und Architektin. Eine, die nicht nur bauen will, sondern auch die Zusammenhänge zwischen Stadtentwicklung, Architektur und sozialem Gefüge hinterfragt. Peter Pilz indes ist Ökonom. Er versucht hinter die Kulissen des neuen Baubooms in Wien zu schauen, festzustellen, woher das Kapital dafür kommt. Wer von neuen Bauten profitiert und warum. Manches erscheint ihm sehr klar. Geldwäscher und strategische Investoren haben Wien entdeckt, meint Pilz. Für beide ist der Immobiliensektor hochinteressant.

Speziell in Wien, wo es einiges an bebaubarer Fläche gibt und das Preisniveau trotz des starken Anstiegs in der jüngsten Vergangenheit noch nicht das vergleichbarer Städte erreicht hat. Die Politik sollte gegensteuern. Mit klaren Verboten in bestimmten Zonen mit massiver Besteuerung bei Umwidmungsgewinnen, sagt Pilz.

Das vermisst Gabu Heindl. Sie verweist auf das Baseler Beispiel. Dort holt sich die Stadt siebzig Prozent der Umwidmungserträge. Alles andre wäre Beraubung der eigenen Bevölkerung, finden die Verantwortlichen in Basel. In Wien ist man noch lange nicht so weit. Im Gegenteil, hier geht mitunter öffentlicher Raum um einen Bettel an Private. Gabu Heindl erwähnt das leidige Problem der sogenannten Public-Private-Partnership-Projekte. Verkürzt dargestellt heißt das, die öffentliche Hand stellt zur Verfügung, zahlt. Die Privaten profitieren. Ganz so, als ob dies ein Naturgesetz wäre, als ob die Stadt nicht selbst handeln könnte. Doch wer zahlt, kann auch handeln. Sofern der politische Wille dazu da ist.

Eben dieses poltische Wollen wird eingefordert. Von Gabu Heindl beispielsweise, als sie auf die Notwendigkeit hinweist, in der Stadtplanung das Gemeinwohl in den Mittelpunkt gestalterischer Überlegungen zu stellen. Aus dem Publikum kommen dazu Beispiele wie die mögliche Bebauung des Eislaufvereinsplatzes, der Steinhofgründe, der Wunsch nach stärkerer Einbindung der betroffenen Bevölkerung, die Frage nach dem Umgang mit dem Kulturerbe, die Kritik an intransparenten Praktiken bei der Interpretation von Richtlinien. Bemerkenswert ist, dass die Architekten und Architektinnen im allgemeinen nachrangig behandelt werden bei Bauvorhaben und bei der Stadtentwicklung. Beim Bauen äußern die Baugesellschaften und Investoren ihre Wünsche. Viel verwertbare Kubatur zu günstigen Kosten. In der Stadt spricht zuerst die Raumplanung, die meist die technische Machbarkeit betrachtet. So sehen die Ergebnisse dann oft aus.

Es gibt hier noch viel Bedarf an breitem Diskurs. Das ist auch der einhellige Tenor am Veranstaltungsabend.
Die Grüne Bildungswerkstatt wird sich im kommenden Jahr in einer eigene Reihe mit dem Thema befassen. Umfassend und diskursiv.
Text: Matthäus Frey-Lippoth. Photos: Franziska Klauser.