Die Grüne Bildungswerkstatt Wien orientiert sich an einem Bildungskonzept, das Theorie und Praxis, Reflexion und Handeln, Form und Inhalt verbindet.
Sie versucht Bildung nicht in einer Einbahnstraße der Belehrung zu organisieren, sondern als Dialog. Sie betrachtet die wesentliche Aufgabe politischer Bildung darin, nicht bei der Analyse des Bestehenden stehen zu bleiben, sondern darüber hinaus Raum für Utopien zu schaffen und zu konkretem Handeln anzuspornen.
Die Verbindung von Theorie und Praxis
Theoriearbeit ist eine wesentliche Voraussetzung für politisches Agieren: Um politisch verantwortlich handeln zu können, braucht es die Auseinandersetzung mit Gesellschafts- und Menschenbildern, mit Konzepten von Macht und Gerechtigkeit, mit gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Zusammenhängen auf lokaler und globaler Ebene. Und es braucht die Reflexion des Erlebens und Handelns im eigenen gesellschaftspolitischen Umfeld. Das gilt für Menschen in politischen Funktionen genauso wie für NGO-StreiterInnen oder politisch interessierte Nicht-PolitikerInnen.
Die Theorie kann als Leitfaden für die Praxis, als Anknüpfung für Reflexion und als Reibungspunkt für das tägliche Tun dienen. Genau dieses tägliche, konkrete Tun wiederum macht aber die Reflexion und die Auseinandersetzung mit der Theorie erst wertvoll. Politisch relevantes Lernen kann daher nur in der Verbindung, in der dialogischen Konfrontation, von Theorie und Praxis erfolgen - weder wissenschaftliche Monologe noch das unreflektierte Handeln vor Ort können dies alleine leisten.
Lernen im Dialog
Lernen ist kein zusammenhangloses Ansammeln von Daten und Fakten, sondern kann nur aus dem konkreten Arbeits- und Lebensumfeld heraus erfolgen. Dialog bedeutet die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven aus diesen Umfeldern, das Infragestellen vermeintlicher Gewissheiten, Artikulieren eigener und Anhören anderer Positionen, um so gemeinsam ein umfassenderes Verständnis der Welt zu gewinnen.
Im Dialog werden alle in ihren Kompetenzen ernst genommen - sei es wissenschaftliche, politische, berufliche oder alltagsbewältigende. So wird der Dialog für alle Beteiligten zum gemeinsamen Lernfeld. Wir schaffen den Rahmen für einen Dialog zwischen Vortragenden und TeilnehmerInnen, zwischen TheoretikerInnen und PraktikerInnen, zwischen in der Politik Tätigen, WissenschafterInnen, sozialen und politischen Bewegungen sowie interessierten Menschen außerhalb dieser Milieus.
Wie kommt das Neue in die Welt?
"Eine andere Welt ist möglich." - Davon gehen wir aus und das ist Antrieb für das Engagement aller, die wir in unsere Bildungsarbeit einbeziehen und zur Teilnahme daran einladen zu wollen. Und damit stehen folgende Fragen klar im Zentrum: Wie funktioniert die bestehende Welt und was gefällt uns daran nicht? Wie soll eine andere Welt aussehen? Und wie schaffen sie wir uns?
Diesem Faden folgend, muss politische Bildung immer wieder Prozesse gestalten, die von der Analyse über die Utopie zum Handeln führen:
Die Verbindung von Theorie und Praxis und das Prinzip des Dialogs helfen, zu einer umfassenden Analyse, zu einem umfassenden Verständnis der bestehenden Welt und der eigenen Rolle darin zu kommen.
Im gemeinsamen Nachdenken, in der kreativen und spielerischen Auseinandersetzung, im Dialog mit Menschen aus verschiedenen Milieus kann es gelingen, das Bestehende in Frage zu stellen, die eigenen Vorstellungsgrenzen zu verschieben und so Utopien, d.h. noch nicht Dagewesenes, überhaupt zu denken.
Damit dieses Neue auch wirklich wird und Eingang findet in die Praxis der Welt, muss es ausprobiert werden, muss experimentiert, ausgebaut oder auch wieder verworfen werden - und auch das ist Teil politischer Bildung.